Maria Peters



About

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Artnografie *1, *2, *3, *4

*1 Mitschrift / Aufzeichnung
*2 Collagieren ― sich verkleben
*3 Liebesverhältnis
*4 Es wandelt niemand ungestraft unter Palmen, und die Gesinnungen ändern sich gewiss, in einem Lande, wo Tiger und Elefanten zu Hause sind.
J.W. von Goethe: die Wahlverwandtschaften, 1809


Methode

Subjektive Weltbeschreibung, das Atelier verlassen, zu Fuß gehen, hinsehen, mit den Menschen sprechen, dabei notieren, skizzieren, später Bilder malen, Texte schreiben.


Intention

Ich interessiere mich für das Wie und Warum von gesellschaftlichen Prozessen und Gruppenverhalten, für das Aufeinanderprallen und die Gleichzeitigkeit verschiedener Lebensrealitäten, für Identitätssuchen.

R.D. Prechts Cocktailfrage „Wer bin ich — und wenn ja, wie viele?“ muss zwar unbeantwortet bleiben, aber sie verweist doch unmissverständlich auf die Multiplizität unserer Lebensrealitäten einschließlich unserer eigenen „Person“. Das moderne, vorgeblich monolithische Ich hat ausgedient — und das hat unabsehbare Konsequenzen hinsichtlich des Raums, in dem wir gemeinsam leben können und müssen. Wir sind nicht nur viele Erdbewohner*innen geworden — inklusive unübersehbarer nicht-menschlicher Akteure (B. Latour) — wir sind alle längst plurale Ichs und damit Wirs mit zahllosen Verknüpfungen, Überlappungen, verschwommenen Grenzen.

In meiner künstlerischen Arbeit, die ich als Symbolhandlung begreife, habe ich schon von Beginn an versucht, diese Multiplizität der Welt in eine ästhetisch verführende Form zu bringen: Bilder und Texte werden im Raum zu komplexen Erzählungen arrangiert und/oder performativ inszeniert. Die Aussagen der dafür eingesetzten Elemente können und sollen dabei je nach Kombination stark variieren.
(Beispiel für eine meiner frühen Arbeiten: Winterkrieg in Tibet ― Ich und die Anderen, 2007)

Dieses Spielen mit Texten und Bildern ist so faszinierend wie uferlos, denn egal wie a-semantisch ich den Dialog zwischen ihnen auch anlege — unser Gehirn wird immer eine sinnvolle Geschichte daraus konstruieren.
Absurditäten, groteske Elemente, widersprüchliche Aussagen und Ikonografien, Reales und Fiktives greifen ineinander und oszillieren in einer offenen Erzählform, die ich als "Novelle montage" bezeichne. Diese soll die Multiplizität der Welt nicht nur widerspiegeln und beschreiben, sondern die dringend nötige Liebe zu ihr auch mächtig befeuern!
Das ist das Ziel meiner Arbeit.


Ich mit meinem Schreiben über Kunst und/oder das Leben bringe Körper, Dinge, Zeichen in Kontakt, stelle Bedeutungen, Emotionen, Oberflächen her. Mögen sie doch wie Zelte sein: mit fadenscheinigen Wänden und der Ahnung auf ein Woanders.

Zit. Isabel Mehl, Oona Lochner: Lonzi lesen, in: Giovanna Zapperi (hg.): Carla Lonzi, Selbstbewusstwerdung. Schriften zu Kunst und Feminismus, Berlin 2021, S. 184




Artnography*1, *2, *3, *4
*1 Transcription / Recording
*2 to collage―stick together
*3 Love relationship
*4 No one can walk beneath palm trees with impunity, and ideas are sure to change in a land where elephants and tigers are at home.
J.W. von Goethe: Elective Affinities (Die Wahlverwandtschaften), 1809


Method
Subjective description of the world, leaving the studio, walking by feet, looking, talking to people, taking notes, sketching, later painting pictures, writing texts.


Intention
I am interested in the how and why of social processes and group behavior, in the clash and simultaneity of different life realities, in identity searches.

R.D. Precht's cocktail question "Who am I? And if so, how many?" must remain unanswered, but it does point unmistakably to the multiplicity of our life realities, including our own "person". The modern, ostensibly monolithic I has had its day―and this has incalculable consequences with regard to the "space" in which we can and must live together. We have not only become many earthlings―including incalculable non-human actors (B. Latour)―we have all long since became plural I's and thus We's with countless connections, overlaps, blurred boundaries.

In my artistic work, which I understand as a symbolic action, I have tried from the beginning to bring this multiplicity of the world into an aesthetically seductive form: Images and texts are arranged in space to form complex narratives and/or staged performatively. The elements used for this purpose can and should vary their meaning greatly depending on the combination.
(Example of one of my early works: Winter War in Tibet ― Me and the Others, 2007)

This playing with texts and images is as fascinating as it is boundless, because no matter how a-semantic I make the dialogue between them―our brain will always construct a meaningful story out of it. Absurdities, grotesque elements, contradictory statements and iconographies, the real and the fictional intertwine and oscillate in an open narrative form that I call a 'Novelle montage'. This should not only reflect and describe the multiplicity of the world, but also powerfully fuel the much needed love for it!
That is the goal of my work.


With my writing about art and/or life I bring bodies, objects, signs into contact, create meanings, emotions, surfaces. May they be like tents: with flimsy walls and the inkling of an elswhere.

Quot. Isabel Mehl, Oona Lochner: Lonzi lesen, in: Giovanna Zapperi (Ed.): Carla Lonzi, Selbstbewusstwerdung. Schriften zu Kunst und Feminismus, Berlin 2021, p. 184