Maria Peters



About

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Artnografie *1, *2, *3, *4

*1 Mitschrift / Aufzeichnung
*2 Collagieren ― sich verkleben
*3 Liebesverhältnis
*4 Die Migration der Bilder: Aus Kurt Schwitters wird ein Wellensittich, aus März April.


Methode

Subjektive Weltbeschreibung, das Atelier verlassen, streunen, mit den Menschen sprechen; dabei notieren, skizzieren, später Bilder malen, Texte schreiben.


Intention

Die multiple Erzählung steht im Fokus meiner Arbeit.
Dabei verwendete Techniken sind sowohl Zeichnung und Malerei, wie auch Literatur und Performance. Alle Einzelarbeiten sind somit Module für ein erzählendes Collagieren der Arbeiten im Raum und/oder im Medium Buch.
In meiner Diktion heißt diese Erzählstrategie: Novelle montage.
Meine polyphonen Erzählungen stehen dabei ein für soziale Aufmerksam- und Gerechtigkeit, Akzeptanz der Vielfalt, das Bewusstmachen diffuser Ängste und: für die Wichtigkeit von Humor.


Thematische Notizen

Ich interessiere mich für aufblitzende Anzeichen gesellschaftlicher Prozesse und Gruppenverhalten, für das Aufeinanderprallen und die Gleichzeitigkeit verschiedener Lebensrealitäten, für Identitätssuchen.
Denn das vorgeblich monolithische Ich der Moderne hat ausgedient — mit unabsehbaren Konsequenzen hinsichtlich der verschiedenen "Räume", in denen wir gemeinsam leben können und müssen. Wir sind nicht nur Viele geworden — inklusive der unzählbaren, oft unbeachteten, jedoch fortwährend die Existenz von Leben erst ermöglichenden nicht-menschlicher Akteur*innen — wir sind alle längst plurale Ichs und damit Wirs mit zahllosen Verknüpfungen, Überlappungen und verschwommenen Grenzen.

Diese von niemanden bewusst gesteuerte, sondern im Gegenteil, als bloßes reziprokes Reagieren – ähnlich dem Richtungswechsel des Flugs von Vögeln in einem Schwarm – ablaufende gesellschaftliche Transformation, evoziert Unsicherheiten und Ängste, ja, nicht selten auch den Wunsch zurückzukehren in eine vermeintlich besser gewesene Vergangenheit.

Dem stelle ich meine spielerischen Raum-Montagen sowie humoristisch unterlegten Performances entgegen: Absurditäten, groteske Elemente, widersprüchliche Aussagen, Reales und Fiktives prallen dabei aufeinander. Es ist die lustvoll zelebrierte Ästhetisierung der Komplexität unserer Welt, eine Synthese der Vielfalt, die jedoch nicht bloß widerspiegelt und beschreibt, sondern die versucht, die Zuneigung zu eben dieser seltsamen – aber auch unserer einzigen Welt – zu befeuern.



Meine Bilder, meine Texte zeigen die ausgefransten Enden unserer Kultur, fragile Konstruktionen, dünne Zeltwände, zitternd im Sturm. In brüchigen Zeiten zeichne ich Linien in den Sand, zarte Spuren von Möglichkeiten, herumtollend, auf ihre Entdeckung wartend.

Maria Peters, Dezember 2025




Artnography*1, *2, *3, *4
*1 Transcription / Recording
*2 to collage―stick together
*3 Love relationship
*4 The migration of images: Kurt Schwitters becomes a budgie, March becomes April.


Method
Subjective description of the world, leaving the studio, wandering around, talking to people, taking notes, sketching, later painting pictures, writing texts.


Intention
The multiple narrative is the focus of my work.
Used techniques are drawing and painting as well as literature and performance. All individual works are thus modules for a narrative collage of the works in space and/or in the medium of the book.
In my diction, this narrative strategy is called:
Novelle montage.
My polyphonic narratives stand for social justice, acceptance of diversity, the sensitization for diffuse fears and the importance of humor.


Thematic Notes
I am interested in flashing signs of social processes and group behavior, in the collision and simultaneity of different realities of life, in searches for identity.
Because the supposedly monolithic ego has had its day―with unforeseeable consequences with regard to the various "spaces" in which we can and must live together. We have not only become many―including the innumberable, often unnoticed non-human actors who continually make the existence of life possible―we have all long since became plural I's and thus We's with countless connections, overlaps and blurred boundaries.

This social transformation, which is not consciously controlled by anyone, but on the contrary, as a mere reciprocal reaction―similar to the change of direction of the flight of birds in a flock―evokes insecurities and fears, and not infrequently also the desire to return to a supposedly better past.

I contrast this with my playful spatial montages and humorous performances: Absurdities, grotesque elements, contradictory statements, the real and the fictitious collide. It is the pleasurably celebrated aestheticization of the complexity of our world, a synthesis of diversity that, however, does not merely reflect and describe, but tries to stir up affection for this strange―but also the only world―we have.


My pictures and texts show the frayed ends of our culture, rickety constructions, thin tent walls trembling in the storm. In fragile times, I draw lines in the sand, delicate traces of possibilities, frolicking, waiting to be discovered.

Maria Peters, Dec 2025